Tag 12

Datum: Montag, 06.Mai 2024
Strecke:  von Somo nach Mar
Distanz: 30km  Gesamtstrecke: 305,4km
Gehzeit: 09:00 Uhr bis 17:00 Uhr   ca. 8 Std.
Wetter: sonnig, dann ca.bewölkt und zum Schluß windig                                                Allgemein: wieder viel Strasse, mit der Fähre nach Santander (große Stadt), wieder mit großen Schmerzen verbunden

Die Sache mit der Fähre....

Heute war ausschlafen angesagt. Da die erste Fähre von Somo nach Santander erst um 9 Uhr fahren sollte, reichte es, kurz vor 8 Uhr auf zu stehen. Wieder kleines Frühstück im Zimmer, die jetzt trockenen Klamotten eingepackt oder angezogen und kurz vor 9 Uhr verließ ich das tolle Hotel Bemon Playa. Heute mal mit Sonne und keinem bedecktem Himmel.



Zur Anlegestelle waren es nur ca. 600m  und so war ich 10 Minuten später vor Ort. Hmm. Kein anderer Pilger da, keine Fährleute. Aber.. man ist ja in Spanien. Maniana, maniana! Nur mit der Ruhe. Ich schaute mir mal so lange den kleinen Hafen etwas genauer an. Ganz schön wenig Wasser.  Nach einer viertel Stunde kamen endlich andere Pilger. Also, das passt schon. Aber sie wunderten sich auch, dass keine Fähre da war. Jetzt war es eigentlich schon Zeit für die zweite Fähre zum ablegen. Seltsam. Ein Spanier kam vorbei und redete drauf los. Mir schwante Böses. Und tatsächlich: Wegen Ebbe, oder Niedrigwasser, fuhr KEINE Fähre!!! Erst so in 2 Stunden! Na bravo!

Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: entweder man wartet in Somo, bis eine Fähre irgendwann vielleicht mal ablegt. Oder man läuft nach Pedrena. Von dort würde anscheinend eine Fähre nach Santander fahren. Wir entschlossen uns, über die Puente de Somo nach Pedrena zu laufen. Waren ja NUR zusätzliche 3km!🙈

Eigentlich war es ja schön zu laufen, aber da hätte ich auch schon um 8 Uhr starten können. So wußte ich, dass es wieder ein langer Tag werden würde. Zusätzliche Kilometer und Schmerzen hatte ich auch schon wieder. Aber was soll´s? 

Wie gesagt, es ging über die Puente de Somo, dann am Jachthafen von Pedrena vorbei und nach einer  ¾ Std. kamen wir zum Tourismusbüro, dass direkt am Hafen lag und dort konnten wir Tickets für die Fähre nach Santander kaufen. Die Dame gab uns zu verstehen, dass wir uns beeilen sollten, da die nächste Fähre gerade einlief. 

Also schnell zur Anlegestelle und genau als wir ankamen, kam auch die Fähre. Da hatten wir mal Glück. Und ich konnte etwas entspannen und meinen Knieen etwas Ruhe gönnen. Die Schmerzen...


Beeilen hätten wir uns aber nicht müssen, erst nach ca. 10 Minuten legte die Fähre ab und brachte uns in weiteren ca. 25 Minuten nach Santander. Eine schöne Überfahrt mit der Aussicht auf Santander. Von der Anlegestelle ging es dann in die Innenstadt und keine 5 Minuten später treffe ich Katja, beim Sightseeing! Sie legt in Santander einen Pausentag ein, da sie auch Schmerzen im Knie hat. Kleiner Trost, ich bin also nicht alleine mit den Problemen. So verabschieden wir uns wieder und wünschen uns alles Gute. 


Kurz darauf stehe ich vor der Kathedrale von Santander. Und entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten, versuche ich es nicht einmal, ob die Kathedrale offen ist. Wäre sie bestimmt gewesen, aber ich hatte heute keine Lust, ich wollte nur weiter. Da ich durch die entfallene Fähre von Somo so wieso spät dran war, und noch einen weiten Weg vor mir hatte, verzichtete ich auf den Besuch der Kathedrale. Heute würde ich es anders machen, aber vor Ort schien es mir richtig zu sein.

Ungefähr 2km zog sich der Weg durch Santander. Am Anfang auf dem Gehsteig, später, zum Glück, durch eine Park ahnliche Anlage, an der es auch Trinkbrunnen gab. Dort füllte ich meine Flaschen wieder auf und ging dann weiter, ehe ich dann kurz nach einem Kreisverkehr an einem Busterminal
eine kleine Pause machte. Dann ging es weiter, jetzt an der Ausfallstrasse entlang, für so etwa 3km. Wieder brauchte ich eine Pause. Auf einer an die Strasse angrenzenden Wiese gab es Bänke und dort pausierte ich und nahm ein Vesper zu mir. So in etwa 11km in 3 Stunden hatte ich geschafft. Aber es lagen, durch den zusätzlichen Weg, noch knappe 20km vor mir. Oh, mann!

Keine 500m weiter, als ich mich wieder auf den Weg gemacht hatte, konnte man die viel befahrene Strasse endlich verlassen, wechselte auf eine kleine Strasse und dann auf einen Feldweg entlang der Gleise. Gute 400m folgte man den Schienen, wo man ihnen sehr nach kam. Unter einer Brücke durch kam man, nur durch einen Zaun getrennt, bis auf 30cm

sehr nach an die Trasse heran. Dann durchquerte man eine kleine Ortschaft, um dann immer wieder an die Bahnlinie zu kommen, die man dann irgendwann mal überquerte und dann, so ca. 1km vor Santa Cruz de Bezano, doch linker Hand liegen lies und in den Ort lief. Hier holte mich Lisa aus München ein, als ich gerade eine Pause machte.  Und mit ihr verlies ich bald den Ort, da wir keine Bar fanden. Jetzt doch leicht ansteigend, auf kleineren Strassen,  ging es weiter, bis nach Efaro. Ab da ging es wieder leicht Bergab. Und Lisa unterhielt mich gut. Naja, mehr oder weniger. Waren die Gespräche am Anfang noch unterhaltsam und es war auch ein Dialog, ging es dann irgendwann beim Thema Ausländerpolitik in einen Monolog über. Und da ich gar nicht ihrer Meinung war, nahm es dann Oberlehrer mäßige Züge an, und ich war dann froh, als ich wieder eine Pause brauchte, sie sich entschied, weiter zugehen. Ohne selbst fest zu stellen: Jetzt hab ich dich ganz schön voll gequatscht!

18km hatte ich jetzt auf dem Buckel, wieder starke Schmerzen in den Knieen. Aber es half ja nichts. Es mußte weiter gehen. Zuerst an einer großen Strasse, dann auf kleineren Wegen, ging es Richtung Boo de Pielagos zu. Dort mußte man sich entscheiden: Entweder man fuhr mit der Bahn ins 2km entfernte Mogro. Oder man nahm den verbotenen Weg, entlang der Schienen und dann über die Eisenbahnbrücke und dann bis Mogro. Normalerweise wäre ich schon fürs Laufen gewesen. Aber vor dem Fußweg wird echt gewarnt. Das Stück über die Brücke soll gefährlich sein, da es nur einen schmalen Fußweg neben den Schienen gibt. Die Brücke ist nur knapp 200m lang, aber wenn gerade in dem Moment, wo man auf der Brücke ist, ein Zug kommt, wird es ganz schön eng. Und da ich wirklich nicht mehr gut und sicher auf den Beinen war, entschied ich mich, als ich in Boo angekommen war, sicherheitshalber Mal nach dem Bahnhof zu schauen. Und wie der Zufall es will, läuft der Jakobsweg direkt zum Bahnhof. Und da war für mich klar, dass ich mit dem Zug weiterfahre. Hoch auf den Bahnsteig. Ein Pilger wartet auch schon. Ich humple gerade zum Fahrkartenautomat, da kommt auch schon ein Zug in die richtige Richtung. Natürlich blickt es der Pilger Wolle in der Hektik nicht, was ich an dem Automat tun muß. Der andere Pilger ist schon ein gestiegen, winkt mir zu, ich soll kommen. Ich deute auf den Automat. Der Pilger winkt ab. Also, rein in den Zug. Türe zu. Und schon gings los. Typisch deutsch: Hoffentlich kommt keine Kontrolle! 😂

1 Minute später fahren wir schon über die Puente Ferroviario sobre el rio Pas. Das sieht schon extrem eng aus, was ich so im vorbei fahren erkennen kann. War die richitge Entscheidung den Zug zu nehmen. Und keine 2 Minuten später sind wir schon im Mogro und ich bin froh den Zug verlassen zu können, ohne in eine Kontrolle gekommen zu sein. Hier setz ich mich am Bahnsteig erstmal auf eine Bank und mache wieder eine Pause. Meine Schmerzen zwingen mich immer öfters eine Pause ein zu legen. Aber es geht halt nicht anders.

Nach Mogro geht es von Bahnhof aus, natürlich mal wieder auf der Strasse. Und Berg auf. So nach 1km erreicht man Mogro, geht immer gerade ausdurch den Ort, nochmals ca 500 Meter, ehe man dann an der Kirche San Martin links abbiegt und dann, weiter ansteigend den Ort verläßt. Man kommt am Friedhof vorbei und dann ist man wieder draußen, aber immer noch auf der Strasse. Also, heute wieder EXTREM Asphalt lastig! 

Nach 1km lass ich mich einfach am Strassenrand nieder. Ich kann nicht mehr. Ich bin fertig. Mitten in der Pampa. Das Garmin sagt noch gute 5km bis zum Ziel. Schaffe ich das? Erstmal eine leckere Orange als Vitaminbombe. Dann will ich weiter. Ich komme vom Boden fast nicht mehr hoch. Wirklich, ich robbe hier rum, nur mit Hilfe meines Wanderstabes schaffe ich auf zu stehen. Ich glaube, das geht nicht mehr lange gut.

500m weiter habe ich den höchsten Punkt dann erreicht, dann geht es abwärts nach Barcena de Cudon. Dort mache ich schon wieder eine Pause an einer Bushaltestelle. Gerade mal 2km nach meiner letzten Pause. Furchtbar, aber es geht einfach nicht mehr. Ich raffe mich wieder auf. Kurz nach dem Ort kann man dann endlich die Strasse verlassen und wechselt auf einen Feldweg, der jetzt aber steil runter geht. So komme ich nach einem guten Kilometer unten auf der Einfallstrasse nach Mar an. Der folge ich nochmals ein paar hundert Meter und komme dann, ziemlich platt, an der Unterkunft El Pradon an. Zwei Pilgerinnen werden gerade abgewiesen, da Unterkunft COMPLETTO. Na, hoffentlich hat das mit meiner Buchung geklappt. Die ältere Dame will mich auch gleich weiter schicken und da sie nur spanisch spricht, ist es etwas kompliziert. Aber eine, der abgewiesenen Pilgerinnen übersetzt für mich und als ich meinen Namen nenne, findet die ältere Dame meine Buchung. Gott sei Dank! Das hätte ich heut auch noch gebrauchen können, wenn da was schief gegangen wäre. 

So bekomme ich ein Zimmer zu gewiesen, Natürlich im zweiten Stock. Ich laufe ja gerne Treppen, mit meinem Knie! So nehme ich mir sicherheitshalber gleich mal noch 2 Bier und 2 Cola Dosen mit aufs Zimmer, die ich bei der Senora kaufen kann. Ich schleppe mich nach oben, schmeisse mich aufs Bett und bin einfach nur fertig!

Das Zimmer ist ok, nicht ganz so toll, wie es bei der Buchung aussah, aber das ist mir auch so etwas von egal. Hauptsache eine Unterkunft. Ihr habt sicher schon gemerkt, dass ich die letzten Tage immer voraus gebucht habe, und zwar nicht in einer privaten Herberge, sondern immer in Pensionen oder Hotels. Dies war wirklich dem Umstand mit meinen Schmerzen geschuldet. Da wollte ich lieber meine Ruhe, auch mit den sanitären Anlagen war es mir da jetzt lieber. Gab es die Möglichkeit in eine Badewanne zu liegen, habe ich das laaaange aus gekostet. Dann noch die Sache mit den Stockbetten. Wenn ich mir vor gestellt habe, dass ich es gerade noch in die Unterkunft geschafft habe und dann aber nur noch ein oberes Bett bekomme? Nein, danke. Das mußte nicht sein. Leider ging durch die Buchungen aber auch der Kontakt zu den anderen Pilgern verloren. Gut, ab und zu traf man schon jemand Bekanntes auf dem Weg. Aber die abendlichen Gespräche fehlten so natürlich. Aber das nahm ich in Kauf.

Nach der esten Cola und dem ersten Bierchen schleppte ich mich dann ins Bad zum Duschen. Oh,mann. Es erwartete mich eine Duschwanne, die so hohe Wände wie eine Badewanne hatte. Ich kam kaum da rein, mit meinem Schmerzen. Und raus erst recht nicht. Jetzt war es natürlich auch noch rutschig. Aber auch das schaffte ich dann, aber leider alles nur mit Schmerzen. Es war wirklich der Wahnsinn. Solche Schmerzen hatte ich noch nie in den Beinen. Blasen, ja. Aber davon blieb ich bis jetzt ja verschont. Wirklich, keine einzige Blase. Aber dann die Sache mit dem linken Knie. Furchtbar. 

 

Mein teures Abendessen
Heute hatte ich nicht mehr so viel Vorräte. Heute mußte ich auswärts essen. Die Pensionsmutter hatte mir vorhin schon gesagt, wo sich eine Bar befinden würde. Nicht weit von der Unterkunft. Zum Glück. Also, humpelte ich die Treppen runter und dann ca 500m entlang der Ortsstrasse und fand bald die Bar La Fuente. Dort trank ich zuerst mal eine Clara con Lemon und lies mich dann vom Wirt zu einem Essen überreden. Hörte sich gut an, war auch gut. Dann noch ein, zwei Bierchen. Aber als ich dann die Rechnung bekam... Gut, das Bier war günstig, aber der Eintopf doch recht teuer. Aber was willste machen. So schleppte ich mich wieder zu meiner Unterkunft zurück, holte mir noch ne Cola und ein Bier und erklomm wieder den zweiten Stock. Ich kam mir vor wie in Südtirol, wenn ich einen Gipfel erklommen habe, als ich mein Zimmer erreicht hatte. Also, das konnte ja noch was werden. 

 

Ich legte mich aufs Bett, schrieb mein Tagebuch trank noch etwas und versuchte dann zu schlafen. Nur mußte ich zuerst mal eine Stellung finden, in der mein Knie nicht so weh tat. Bestimmt durch den Konsum der Bierchen fiel ich dann aber irgendwann in meinen wohlverdienten Schlaf.

Fazit: wieder eine Tour mit viel Strasse. Die Überfahrt mit der Fähre war toll.  Meine Schmerzen nehmen mir gerade etwas die Freude an diesem Camino. Leider!

Tipp: Vielleicht vorher besser abklären, ob eine Fähre ablegt und wann! Von Boo besser den Zug nehmen, als über die Brücke laufen. Sah wirklich gefährlich aus!




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