Tag 8

Datum: Donnerstag, 02.Mai 2024

Strecke:  von Portugalete nach Castro Urdiales
Distanz: 28,3km  Gesamtstrecke: 200,7km
Gehzeit: 07:30 Uhr bis 14:30 Uhr   ca. 7 Std.
Wetter:  sonnig, nicht zu heiß                                                                                Allgemein: zuerst Strasse, dann Radweg, aber dann herrlicher Küstenweg

Zuerst auf dem Radweg, aber dann...

Nach einer durchwachsenen und unruhigen Nacht stand ich gegen 6:45Uhr auf, nachdem schon ab 5 Uhr immer wieder Pilger sich auf den Weg machten. Mehr oder weniger leise! Aber was soll`s?

Kurze Katzenwäsche, kleines Frühstück und gegen 7:30 Uhr startete auch ich auf meine nächste Etappe. Zuerst leicht ansteigend verläßt man Portugalete nach nicht einmal 1 km, überquert die Autobahn, der man dann gut 2km folgt. Es gibt einen schöneren Umweg, aber da heute die Etappe etwa 26km haben soll, spare ich mir die zusätzlichen 2km für den Umweg. Dann darf man endlich auf einen Weg abseits der Autobahn wechseln, aber immer noch asphaltiert. So kommt man dann ca. 2km später nach Abanto-Zierbena.

Also, entweder hab ich den Führer nicht richtig gelesen oder eben nicht auf gepasst. Auch hier soll es nochmals einen anderen Weg geben, den ich aber nicht gesehen habe. Ich folgte den gelben Pfeilen und befand mich nun auf dem Radweg nach La Arena, für die nächsten gut 7km. Also, das war heftig. Der Weg war zwar schön und immer wieder kamen vereinzelte Radfahrer vorbei, aber sonst nur Asphalt. Und der Weg schien nie zu enden! Nach gut 3,5km kam wenigstens ein Rastplatz und da gönnte ich mir mein zweites Frühstück. So gestärkt ging es dann weiter. Und nach, schier endlosen, nochmals 3,5km kam ich endlich in La Arena an.


Auf dem endlosen Radweg!



La Arena ist ein kleiner Ort und man läuft direkt auf den Strand zu. Auch dort machte ich den Fehler nicht gleich in die erste Bar ein zu kehren, denn da saßen mir zu viele Pilger und Einheimische. Aber wie sich später heraus stellte, war es die einzige Bar hier.🙈

Ich lief aber direkt an den Strand, machte dort eine kleine Pause, trank etwas und lief dann weiter. Oberhalb des Strandes, auf der Promenade, hinter Dünen läuft man ein Stück, dann nähert man sich wieder dem Strand. Auf einem Holzweg kommt man dann dem Strand wieder ganz nah, bis man irgendwann den Strand betritt und direkt im Sand weiter pilgert. Das war jetzt herrlich. Die Sonne, der blaue Himmel, die Brandung. Es passte alles! Hier taf ich das erste Mal Katja, eine Russin, die ich jetzt öfters treffen sollte. Auch sie war ganz begeistert von dem Ausblick.


Kurz danach verläßt man den Strand, um dann Richtung Pobena weiter zu pilgern. Nach nur 200m gibt es dann wieder zwei Wege. Über Pobena, der Strasse entlang nach Onton. Oder den Küstenweg. Der aber leider gesperrt war. Katja und ich beratschlagten was wir machen und da kam gerade ein junger Spanier den gesperrten Weg herunter. Wir fragten ihn, ob man da bis Onton laufen könnte. Und er meinte: Offiziell ist der Weg wegen Bauarbeiten gesperrt, aber Alle würden hier entlang laufen. Und als auch noch zwei andere Pilger kamen und ebenfalls den gesperrten Weg in Angriff nahmen, entschlossen wir uns auch, den Küstenweg zu laufen.

 



Durch einen kleinen Hohlweg ging es leicht ansteigend weiter. Dann ging es eine ca. 200m lange Treppe steil nach oben. Da war ich Katja zu langsam und so trennten sich unsere Wege. Oben angekommen mußte ich ordentlich schnaufen und gönnte mir eine kleine Pause. Dann lief ich noch ein kurzes Stück durch ein Waldstück und dann trat ich ins Freie, mit einem phantastischen Blick auf das Meer und den Strand. Das war der Wahnsinn. Es war herrlich, großartig, einzigartig!!!!!


 

Also, dieser Anblick war das Highlight für mich, auf dem ganzen Camino! Es war AMAZING!

Weiter ging es nun auf einem schönen Panoramaweg, oberhalb der Küste. Traumhaft! Ich hatte einen Traumtag erwischt. Das Wetter, grandios! Somit auch eine tolle Aussicht. Hier vergaß ich wieder einmal für Momente mein schmerzendes Knie. Für solche Augenblicke nahm ich das gerne in Kauf.


 


Ich schritt weiter, auf diesem Weg, der früher mal eine Trasse eines Transportzuges war. Es war einfach toll. Ich war jetzt ganz alleine unterwegs. Sei es, weil ich die Aussicht so lange genoß oder aber weil ich so langsam war. Aber das war mir egal. Doch nach ca. 750m hatte ich plötzlich ein Problem. Ein großes Eisentor, ca. 2m hoch, versperrte mir den Weiterweg. Aber da alle anderen Pilger nicht zurück gekommen waren, muß es ja offen sein. Denkste! Es war verschlossen. Hääh? Wie waren die denn da weiter gekommen? In meiner Aufregung hatte ich übersehen, dass neben dem Tor ein Loch im Zaun war. Also, Rucksack runter und durch krabbeln. Aber egal! Für diesen tollen Weg kann man das schon machen.
 

Hier in diesem Teilabschnitt wurden Stützmaueren gebaut. Vermutlich rutschte der Berg hier ab. Und so wurde das Gelände dann stabilisiert. Zum Glück arbeitete heute niemand. Denn ich habe dann anschließend gehört, wenn gearbeitet wird, werden alle Leute wieder zurück geschickt. Klar, wegen der Unfallgefahr. Aber so konnte ich weiter gehen, war aber dann doch froh, als ich nach ca. 200m die Baustelle, diesmal mit Hilfe eines Spaniers, verlassen konnte. Natürlich war auch hier das Tor verschlossen, aber diesmal ging es dann an der Küstenseite über die Holzbalustrade weiter. Zwar nicht ganz ungefährlich, aber ich habs überlebt.😂

Noch gut 1,5km durfte ich auf diesem herrlichen Weg weiterpilgern, ehe man dann an einem Parkplatz den Weg verläßt und dann ca. 1km auf Pisten weiter läuft. Dort im Schatten eines Baumes, an einem Trinkbrunnen machte ich Pause. Und wie ich so da saß kam auch Karen, die Holländerin, vorbei. Sie leistete mir Gesellschaft bei meiner Rast. Und auch ein junger deutscher Pilger, der heute erst gestartet war, gesellte sich zu uns. So zogen wir bald zu Dritt weiter. Aber nur kurz. Der Eine brauchte da ne Pause, Karen mußte ihre Socken wechseln. So lief ich bald wieder alleine. Aber war auch ok. Und hier überschritt ich dann die Grenze vom Baskenland nach Kantabrien.

Bald kam man wieder auf den Panoramaweg, oberhalb des Meeres und nochmal knappe 2km durfte man sich an der Schönheit dieses Wegabschnittes ergötzen. Dabei mußte man sogar noch durch einen alten Eisenbahntunnel laufen, aber keine Angst. Das Gebälk sieht relativ neu aus. 


 



 War der Panoramaweg bis jetzt fast eben, ging es jetzt, so ca. 1km vor Onton, steil Berg ab. Man unterquert die Autobahn und ist kurz danach, nach ca. 18km, in Onton. Ab hier geht es jetzt leider wieder auf der Strasse weiter. Gut 2 km läuft man jetzt auf der, zum Glück, nicht so stark befahrenen N634, steil Berg auf. 150 HM sind auf diesen 2km zu erklimmen. Hier hole ich Katja wieder ein. Mit ihr zusammen meistere ich den Anstieg. Aber oben bin ich platt. Und so steil, wie es gerade hoch ging, geht es jetzt auch wieder Berg ab. An einer Bushaltestelle brauche ich eine Pause. Katja geht alleine weiter, da sie noch keine Unterkunft in Castro Urdiales hat. Schade, mit ihr war es nett. Aber ich kann wirklich nicht mehr. Mein Knie schmerzt auch immer mehr. Doch nach ca. 10 Minuten breche ich auch wieder auf. Noch liegen ca. 8km vor mir.



 

Weiter geht es auf der Strasse. Beim Berg ab laufen habe ich noch größere Schmerzen. So ist es auch kein Wunder, dass mich Karen wieder einholt. Mit ihr laufe ich noch bis Miono. Dort will sie in der Herberge bleiben. So verabschieden wir uns, schließlich habe ich immer noch 4km vor mir.


 

Leicht ansteigend geht es weiter, immer auf der N 634. Oh mann. Das zieht sich heute wieder. Vergessen ist der schöne Panoramaweg. Nur noch ankommen, das ist, was in meinem Kopf ist. Dann geht es leicht abfallend weiter, bis ich den Stadtrand von Castro Urdiales erreiche. Von hier sind es dann immer noch gut 2,5km durch die Stadt, bis ich dann endlich vor meiner Pension Jade stehe. 

Ich drücke gegen die Eingangstüre, zum Glück offen. Aber steile Treppen strahlen mich an. Ich komme fast nicht mehr hoch, in den ersten Stock. Dort ist die Rezeption. Mein Zimmer wird gerade noch gerichtet, aber nach nicht mal 5 Minuten darf ich eintreten. Ich schmeiße alles von mir und lass mich auf das frisch gemachte Bett fallen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das die nächsten Tage schaffen soll. Meine Kniee, besonders mein linkes Knie, tun extrem weh. Auftreten nur unter starken Schmerzen. Oh Mann. Aber jetzt wird erstmal heiß geduscht. 

Danach wird die kleine Wäsche gemacht und gegenüber der Pension ist ein großer Supermercado zum Einkaufen. Supi! Also, Treppen wieder runter. Oh Mann. Was sind das für Schmerzen. Rüber in den Laden. Die haben alles. Das Nötigste für morgen gekauft. Und wieder zurück. Treppen wieder auf! Alles so furchtbar. Etwas erholen im Zimmer. Aber dann zieht es mich doch zum Hafen. Und Abendessen brauch ich ja auch.


Zum Glück ist der Hafen keine 500m von meiner Pension entfernt. Herrlich hier in der Sonne entlang zu flanieren. Auch mit Schmerzen. In einer Bar gönn ich mir das ein oder andere Bierchen und genieße das bunte Treiben um mich herum. Doch wie immer bin ich viel zu bald dran fürs Abendessen. Das ist

dann doch etwas doof, wenn man in Pensionen übernachtet. Man hat keinen Anschluß. Ich treffe auch keine anderen Pilger. So sitze ich alleine da, gehe nochmals an der Hafenpromenade entlang. Und dann entscheide ich mich dafür, nochmals zum Supermercado zu gehen und alles für ein tolles Vesper im Zimmer zu besorgen. Gesagt, getan. Ok, so einfach war´s nicht. Irgendwie machte ich im Laden vieles falsch. Das Obst durfte ich nicht anfassen, nur mit Handschuhen. Gewogen wird´s aber an der Kasse. Das Brot, das mußte ich aber am Stand preislich kennzeichnen. Die nette Verkäuferin an der Kasse half mir. So dass die Schlange nicht all zu lange wurde. Aber ich war froh, als ich den Supermarkt verlassen konnte. Und ich glaub die andern Leute auch.😂

Auf dem Rückweg komme ich an einer geöffneten Kirche vorbei,


die ich dann auch noch besichtige. Und bete für das weitere Gelingen meiner Pilgerreise.


Noch einmal quälte ich mich die Treppen hoch, breitete meine Einkäufe auf meinem Bett aus und genoß mein Abendbrot. Dann schrieb ich Tagebuch, schaute etwas Fernsehen, wendete meine noch feuchte Wäsche und cremte meine Kniee ein. Hoffentlich wird das wieder besser! Dann versuchte ich trotz meines pochendes Knie ein zu schlafen, was mir dann früher oder später(eher später) gelang.


                                                             

 In der netten Pension Jade, mit den vielen Treppenstufen!

 

 

 

 

 

Ach ja: Die ersten 200km  sind geschafft!

Fazit: wieder sehr lange Etappe, extrem viel wieder auf Asphalt. Aber der Panoramaweg. einfach fantastisch!

Tipp: Auf alle Fälle kurz nach La Arena die Küstenweg Variante nehmen. Für mich DAS HIGHLIGHT auf dem gesamten Camino! Als ich aus dem dunklen Waldstück heraustrat und das Meer und den Strand sah: einfach großartig!



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