Tag 5

Datum: Sonntag, 28.April 2024
Strecke:  von Markina Xemein nach Gernika
Distanz: 26km  Gesamtstrecke: 125,7km
Gehzeit: 7:15 Uhr bis 15:15 Uhr   ca. 8 Std.
Wetter: sonnig, gleich sehr heiß                                                                                 Allgemein: schöne Etappe, meistens gute Wege, viele Holzstufen, und mal nicht ganz so extreme An und Abstiege, nur einmal, aber bisher der schönste Wegabschnitt

Pablo Picasso...

Reges Treiben erfüllt schon morgens um halb Sechs den Raum. Die ersten Pilger wollen los. So stehe auch ich auf und hole meine Kleider vom Wäscheständer, nicht, dass nachher die Hälfte fehlt. Aber es hängt noch alles da. Wer will auch noch freiwillig mehr im Rucksack, als nötig.😂

Dann warte ich erstmal, bis die meisten Pilger los sind, packe dann meine sieben Sachen und stehe gegen 7:15 Uhr Abmarsch bereit vor dem Kloster. Eigentlich doch relativ bald, aber es sind schon viele Pilger vor mir los. Also, ich weiß nicht.. Aber jedem das Seine!

 

 Etwas durch die Strassen, doch bald verlasse ich den Ort und laufe an einem Bach entlang.
Es ist schon noch etwas frisch, aber die Sonne geht gerade auf. Und es scheint ein schöner Tag zu werden. 

 


 Relativ eben, dann leicht ansteigend, laufe ich die ersten Kilometer auf schönen Wegen, vorbei an ein paar Eseln. Die denken bestimmt auch jeden Tag: was kommen da für Esel?😂

Zwei Esel auf dem Jakobsweg....

 

Dann quere ich eine Strasse und da dort ein schöner Rastplatz ist, mache ich nach gut 5,5km meine erste Rast und lasse mir eine leckere Orange schmecken. Einigen Pilgern weise ich den Weg, da der Weg hier nicht ganz eindeutig gekennzeichnet ist. Ein freundliches Buen Camino oder ein zunicken ist mein Lohn. Dann ziehe ich auch weiter, jetzt doch ansteigend, um dann kurz darauf in Bolibar anzukommen. Na, wenn ich vorher nachgeschaut hätte, hätte ich nicht kurz vor dem Ort ne Pause gemacht. So sehe ich zwar Remy in einem Cafe sitzen, winke ihm zu, laufe aber dann doch weiter. Nur um nach knapp einem Kilometer doch ne Pause zu machen, da sich ein Hungergefühl einstellte. So gönn ich mir ein halbes Bocadillo, dass ich in meinem Beutel noch habe und nach einer viertel Stunde mache ich mich dann wieder auf den Weg.

In der Ferne sieht man schon das Kloster Zenarruza, das ich dann nach 1,5km erreiche. 

 


Der Ursprung des Klosters liegt im 10 Jahrhundert, als es den einzigen christlichen Vorposten in den damaligen noch nicht christianisierten baskischen Küstenprovinzen darstellte. Die Kirche ist geöffnet und auch durch den anschliesenden Klostergarten kann man gehen. sehr schön an zusehen!



 

 

Man verläßt das Kloster, läuft ein Stück auf der Landstrasse, wechselt dann aber schnell auf einen Waldweg, dem man ca. 1,5km folgt und hat dann mit ca. 377hm den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreicht. Und ich muß auch wieder ganz schön pumpen!



Dann geht es wieder abwärts, aber alles im Rahmen. Dann folgen Holzstufen, seeeehr viele Holzstufen. Ok, besser als die schlammigen,rutschigen Weg, aber ich bin froh als ich im Tal ankomme. Dort stehen an einer Finka plötzlich in einem sehr schönen Garten Figuren von Schneewittchen und den Sieben Zwergen. Wirklich sehr schön an zu sehen!



Schneewittchen in Spanien

 

Es geht dann eben und dann leicht abfallend noch gut 1km weiter, um dann in Munitibar anzukommen. Hier such ich mir eine Bar, gönne mir eine Cola, eine Clara und eine Tortilla, um dann gestärkt wieder weiter zu ziehen. Noch hab ich noch nicht einmal die Hälfte der heutigen Etappe geschafft.

Ich verlasse Munitibar auf einer steil ansteigenden Ausfallstrasse und sehe plötzlich Remy und Michel vor mir. Michel geht es wie mir. Berg auf machen wir immer schlapp. Remy läuft vor und mit Michel schleppe ich mich den steilen Anstieg hoch. Wir verstehen uns auch ohne Worte. Unsere Blicke sagen alles: MERDE!

Aber auch wir schaffen dieses Stück und werden oben dann mit einem schönen Ausblick belohnt. Die nächsten ca. 5km laufen wir in leichtem Auf und Ab zusammen. Mehr oder weniger. Remy immer vorne weg, dann wir Zwei. Remy wartet etwas, dann kommen wir wieder, reden kurz. Und dann wiederholt sich das Spiel. Michel hat etwas Probleme. Er hat seine Wasserflasche entweder verloren oder vergessen. So helfe ich ihm aus, hab ja genug dabei. Dachte ich. Aber es ist heute heiß. Sehr heiß! So neigen sich auch meine Vorräte dem Ende zu.




Ich hatte schon mal in meinem Führer nach geschaut. In Olabe müsste es auch eine Unterkunft geben. Ich hatte genug für heute, obwohl es bis jetzt eigentlich nur 17km waren. Jedoch kamen wir gar nicht durch Olabe durch, das liesen wir rechts liegen. Dafür kamen wir nach Mendata. Komisch, das lag normalerweise gar nicht auf dem Weg, aber die Richting stimmte schon. Ich fragte eine Einheimische, ob es hier eine Herberge geben würde und sie meinte,ja, keine 300m von hier. Super, nix wie da hin. Michel hatte auch genug. Nach etwas suchen fanden wir auch die Herberge. Aber sie war verschlossen. Ein Pilger saß schon davor und wartete auch schon. Und der meinte, die Herberge öffnete erst um 15 Uhr. Und jetzt war erst ca. 13 Uhr. Mhh, was jetzt? Zwei Stunden hier warten und nicht sicher sein, ob geöffnet wird und ob man was bekommt? Oder doch weiter gehen? Gernika war ca. 8km noch entfernt. Also, in spätestens 3 Stunden sollte sogar ich da ankommen. Und so entschlossen wir uns, weiter zu gehen.

Am Ortsausgang kamen wir noch an einer, leider verschlossenen, Kirche vorbei. Und als wir nach knappen 2km in Arratzu ankamen, waren wir auch wieder auf dem Originalweg. Auch wenn ich nicht weiß, wo wir falsch gelaufen waren. Nun waren wir aber Remy wirklich zu langsam und er meinte, wir würden uns in Gernika wiedersehen. Ok. Michel war mir dann auch zu langsam und so liefen wir alle wieder alleine weiter. Ab Marmiz ging es dann noch einmal 1,5km gut Berg auf, um dann, endlich oben angekommen zu sein, auf der anderen Seite wieder runter zu gehen. Vor mir lag Gernika. Endlich!

Am Waldrand, mit Blick auf Gernika, machte ich eine Pause. Meine Vorräte gingen jetzt auch zu Ende. Und ich hatte ja noch keine Unterkunft. Aber dem Handy sei Dank. Nach kurzer Suche fand ich eine Pension, die noch ein Zimmer für mich hatte. Gott sei Dank! Wie ich so da sitze kommt auch Michel schnaubend vorbei. Diesmal kann ich ihm nicht mehr mit Trinken helfen. Ich hab jetzt selber nix mehr. Ein kurzes zu nicken und weg ist er. Ich mach mich dann auch wieder auf den Weg, der jetzt hinab nach Mendieta führt. Von dort laufe ich knappe 2km auf der Strasse, bis an den Stadtrand von Gernika. Ehrlich gesagt: nicht ganz ungefährlich! Seitenstreifen gibt es nicht, dafür viele unübersichtliche Kurven. Und die Spanier rasen manchmal ganz schön. Ich bin wirklich froh, als ich in der Stadt wieder einen Bürgersteig hab.

Nur noch gut 700m trennen mich von meiner Pension. Und wie ich in die Zielstrasse, so gegen viertel nach Drei, einbiege, sehe ich Remy und Michel neben meiner Pension warten. Remy kommt mir Freude strahelnd entgegen, um mir zu sagen, dass er ein Dreibettzimmer für uns reserviert hat. Öööh! Ich hab doch ein eigenes Zimmer. Davon ist er jetzt nicht so begeistert. Er meint, er wäre ja als Erster hier und schaut nach einer Unterkunft. Ok, ist ja gut gemeint. Aber war klar, dass wir uns wieder treffen? Ich hatte ja nicht mal ne Tel.Nr. von ihm. Ärgerlich, mit den Zweien wär es bestimmt nett gewesen, aber jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Etwas sauer stieß mir zwar auf, dass er plötzlich von mir ein Drittel des Zimmerpreises wollte. Aber wegen 24€ streite ich mich jetzt nicht. 

Jetzt tauschten wir unsere Nummern, damit wir zusammen zu Abend Essen gehen könnten. Remy und Michel mußten noch warten, bis jemand von ihrer Pension kam, die genau 2 Häuser neben meiner Pension war. Ich hatte wieder so eine Pension mit Auto Check In. Klappte natürlich, wieder nicht. Es kam jemand zur Türe raus, den schnappte ich mir. Er zeigte mir, wo die Zimmer sind. Aber er war nur Bewohner des Hauses, mit der Pension hatte er nichts zu tun. Doch freundlicherweise rief er den Betreiber an und gab mir danach genaue Instruktionen, wie der Check In klappen würde. Na ja... erstmal wieder auf die Strasse, dann an so nem Automat Daten eingeben, Personalausweis einscannen. Dann bekam man einen Zugangscode für die Haustüre, eine Zimmernummer zu gewiesen und oben an der, verwaisten, Rezeption, läge dann der Schlüssel. Ok, also Haustüre ging schon mal auf. Hoch zur Rezeption, Schlüssel lag auch da. Und dann war ich auch SCHON in meinem Zimmer. Ich badankte mich noch, so gut ich konnte, bei dem Hausbewohner, der mir die ganze Zeit bei Seite gestanden hatte. Und der sprach irgend etwas daher, dass ich nicht verstand, aber es war auch egal. Hauptsache, ich war endlich in meinem Zimmer. Und konnte mich von der, auch heute wieder, anstrengenden Tour erholen.

Das Zimmer war ok, wie immer zwei Betten. So konnte ich meine Sachen wieder ausbreiten. Dann wurde geduscht, Kleingkeiten gewaschen. Und relaxt. Also, ich war wirklich wieder fertig. Dann ging ich einkaufen, da ja so gut wie alles auf gebraucht war. Zum Glück fand ich in der Nähe einen kleinen Supermercado, wo ich alles bekam. Trinken, viiiel trinken, Obst, Brot, Wurst und Käse. Super. Dann alles zurück aufs Zimmer gebracht. Und siehe da... Jetzt war die Rezeption besetzt. Da wäre alles etwas einfacher gewesen. Aber es hat ja alles geklappt.

Dann machte ich mich wieder auf den Weg. Gernika ist ja eine geschichtsträchtige Stadt.

Gernika wurde am 26.April 1937 durch einen dreistündigen Bombenangriff der deutschen Legion Condor vernichtet. Die Brandbomben zerstörten das gesamte Stadtzentrum und Hunderte fanden den Tod. Pablo Picasso verewigte das Grauen des Krieges in seinem Bild "Guernica".


 

Und dieses Bild suchte ich nun. An besonderen Punkten im Stadtgebiet, stehen immer wieder Bildtafeln, auf denen das schreckliche Geschehen dokumentiert ist. 



 

Dort fragte ich eine Spanierin, wo ich das Picasso Bild finde würde, und sie erklärte mir, dass ich keine zwei Strassen noch weiter gehen müßte. Und dann war ich auch schon da! Überraschenderweise war ich ganz alleine da. So konnte ich das Bild betrachten und Bilder machte.


 

 Dann kamen aber doch immer mehr Menschen. Da hatte ich einen guten Zeitpunkt erwischt. Ein mir schon bekannter Pilger aus Deuschlands Osten kam auch vorbei und wir hatten ein nettes Gespräch. Er war mir sehr sympatisch, aber leider war es das letzte Mal, dass ich ihn getroffen habe. Aber das kennt man ja. Manchmal ist es eben so....

Dann besuchte ich noch eine paar Gedenktafeln und die Kirche Santa Maria.

Leider fand ich den "Baum von Gernika" nicht. Dies ist ein universelles Symbol, der Stadt. Diese Eiche ist das Universalsymbol aller Basken und empfängt wichtige Veranstaltungen, wie die Besitznahme und die Eidschwörung des Lehendakaris (Führer der baskischen Regierung). 

Dann meldete ich mich bei Remy, wegen dem Abendessen. Und kurz darauf trafen wir uns an der Kirche, um gemeinsam ein Lokal zu suchen. Michel hatte schon mittags, als er ankam, etwas entdeckt, weil er so Durst hatte. Und meinte für 11€ würde es dort ein leckeres Pilgermenue geben. War ja alles ok. Aber dazu mußten wir wieder durch die ganze Stadt, denn das Lokal war dort, wo wir heute Mittag nach Gernika reinkamen. Das hatte ich auch gesehn und dachte, schade, dass das so weit außerhalb ist. Na ja, wir hatten ja nur 26km in den Knochen, da schafft man das auch noch. Und kurz darauf saßen wir, zu viert, beim ersten Bierchen zusammen und konnten herzhaft lachen. Zu Remy und Michel hatte sich noch Ive gesellt. Und als ich Remy die 24€ für das gebuchte Zimmer geben wollte, meinte er, das hätte sich erledigt, da Ive jetzt bei ihnen schläft. Also, alles gut. Auch recht.

Hauptspeise 

 

Vorspeise



 

Das Essen war auch lecker, dazu natürlich mit 3 Franzosen, Rotwein. Und anschließend ging es wieder quer durch die Stadt zurück zu unseren Unterkünften. 

das sind noch Preise!!!

Ein wirklick langer, anstrengender, aber auch wieder schöner Tag, neigte sich den Ende zu.

Fazit: wieder lange Etappe, anstrengend, die Beine schmerzen, ich bin glaub nicht mehr so fit, wie vor Jahren.

Tipp: das Kloster in Zenarruza, evtl. dort Übernachten. Soll anscheinend toll sein. Natürlich in Gernika das Picasso Bild, aber auch die Dokumentationen an bestimmten Punkten der Stadt.


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