Datum: Samstag, 11.Mai 2024
Strecke: von Vidagio nach Celorio
Distanz: 17 km, 6km gefahren Gesamtstrecke: 404,4km, gelaufen 398,4km
Gehzeit: 08:30Uhr bis 12:00Uhr ca. 3,5Std.
Wetter: zuerst nebelig, dann sonnig, dann ein kurzes Gewitter Allgemein: erst auf Feldwegen an den Bufones vorbei, dann wieder viel an der Strasse
Abbruch......
Wieder wachte ich schon mit Schmerzen auf. Und wieder mußte ich eine Schmerztablette nehmen. Dann ein kleines Frühstück auf dem Zimmer, zusammen packen und Abmarsch bereit stand ich kurz nach 8 Uhr unten an der Rezeption. Jedoch gab es da ein Problem. Die wollten doch tatsächlich fürs Übernachten hier auch noch Geld von mir.😂🙊 Ich war der festen Überzeugung, dass ich die Übernachtung im Voraus bezahlt hatte. Doch irgendwann mußte ich es einsehen, dass ich wohl falsch lag. Und so zahlte ich die Übernachung dann vor Ort. Na ja, was soll´s?
Gegen 8:30 Uhr machte ich mich humpelnd auf den Weg, mit den besten Wünschen vom Hotelpersonal. Aber schon bei den ersten Schritten merkte ich, dass das heute ein extrem harter Tag werden würde.
Bei frischen Temperaturen und dichtem Nebel lief ich die 1,2km zum Abzweig von gestern Nachmittag zurück und war dann wieder auf dem offiziellen Weg, Richtung Llanes. Nur ca. 600m weiter kam ich an den Bufones de Arenillas vorbei. Ein Schild weißt extra darauf hin. Aber wie schon gestern war kein Wellengang und somit auch keine Geysire in Sicht. Nur ein dumpfes Fauchen begleitete mich ein Stück.

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.. an den Bufones |
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eine mystische Brücke so im Nebel |


Genauso steil, wie es gerade noch hoch ging, ging es jetzt wieder runter. Gar nicht gut für mein Knie. Die Schmerzen wurden immer stärker. Ca. 1km ging es runter bis zur Ortschaft Cue. Ich war geschafft. Ich brauchte eine Pause. In der Ortsmitte endlich eine Bar, aus der Musik auf die Strasse heraus klang. Jedoch war nur die Putzfrau zugegen, die mich gleich wieder weg schickte. Wenigstens auf der Bank vor der Bar konnte ich etwas Pause machen. Wieder diese extremen Schmerzen beim Aufstehen und bein los laufen. Es war furchtbar.
Ich verlies Cue nach 200m, jetzt wieder recht flach, auf der Strasse nach Llanes. Ich schleppte mich nur noch vorwärts. Bei jedem Schritt jetzt diese Schmerzen im linken Knie. Ich erreichte nach ca. 1,5km die ersten Ausläufer und dünn besiedelten Vororte von LLanes. Plötzlich hielt ein schwarzes Auto neben mir. Dachte noch, was will denn der von mir. Dann stieg Alessandro, ein Bediensteter des Hotels Pugide, aus dem Wagen. Er fragte nach dem Zimmerschlüssel, den sie suchten. Und, oh! In meiner Hosentasche befand sich der gesuchte Schlüsselbund. Hatte ich doch tatsächlich den Hotelschlüssel mit genommen. In der Aufregung, wegen dem Bezahlen des Zimmers am Morgen, ging die Schlüsselabgabe irgendwie unter. Und da außer dem Zimmerschlüssel auch noch der Haustürschlüssel und ein elektronischer Schlüssel für das große Gartentor an dem Schlüsselbund waren, war die Sorge der Angestellten groß. Vermutlich hätten sie auch noch Ärger bekommen, wenn die ganzen Schlüssel fehlen sollten. So ist mir Alessandro mit dem Auto gefolgt. Er kannte ja meinen Weg. Und hatte Glück mich zu treffen. Oder hatte ich Glück? Ich fragte ihn, ob er mich evtl. bis LLanes fahren würde. Und natürlich tat er das, er hatte ja gestern schon gesehen, mit welchen Problemen ich zu kämpfen hatte. Und als ich so im Wagen saß, fragte ich ihn einfach, ob er mich nicht gleich nach Celorio, meinem Tagesziel, fahren könnte. Und auch das tat er. Ich war einfach nicht mehr in der Lage zu Laufen. Ich war am Ende.
Keine viertel Stunde später waren wir in Celorio. Ich wollte Alessandro etwas Geld geben für die Hilfe, aber er lehnte es ab. Und so wie ich es verstanden habe, meinte er, das wäre eine Selbstverständlichkeit, einem Pilger unentgeltlich zu helfen. Ich umarmte ihn und bedankte mich herzlich. Das war wirklich ganz toll von ihm!
Nachdem ich die Orientierung wieder hatte, folgte ich einer Seitenstrasse, natürlich wieder humpelnd. Noch lag ca. 1km vor mir, da die Unterkunft doch recht außerhalb, aber direkt am Jakobsweg lag, auf dem ich ja eigentlich geplant hatte, an zu kommen. Unterwegs sah ich zum Glück noch einen kleinen Supermarkt. Dort deckte ich mich, vorrausschauend, mit genügend Getränken und Lebensmitteln ein, da ich nicht wußte, ob ich in der Nähe meiner Unterkunft eine Bar finden würde. Und nach noch vielen schmerzhaften Schritten war ich dann gegen 12 Uhr an meiner gebuchten Unterkunft La Encina.
Leider war zu diesem Zeitpunkt niemand von der Unterkunft anwesend. Ab 14 Uhr, hätte ja gepasst, wenn ich nicht gefahren worden wäre. So war ich viel zu früh da. Eine elektrisches Einfahrtstor versperrte mir den Zugang zum Hof. So lief ich um das ganze Gelände herum, fand aber keinen anderen Zugang. Na klasse! Nicht einmal irgendwo hinsetzen konnte ich mich. Da sah ich jemand, ganz weit hinten, im Hof herumlaufen. Hola, Hola, rief ich laut. Und der ältere Mann kam zu mir ans Tor und erklärte mir, dass erst gegen 14Uhr jemand kommen würde. Irgendwie bekam er mit, dass ich nicht mehr gut stehen konnte. Er holte seinen Sohn und zusammen ließen sie mich dann wenigstens in den Hof und ich konnte mich auf ein paar Treppenstufen setzen. Das wollte aber der ältere Herr nicht und er brachte mir kurz darauf einen Balkonstuhl. Mit dem konnte ich es mir unter zwei großen Bäumen im Hof gemütlich machen. Muchas Gracias!
Ich rief meine Frau an, klagte ihr von meinem Leid, von meinen immer stärker werdenden Schmerzen. Sie meinte, wenn es nicht mehr geht, müßte ich eben abbrechen. Und ich solle halt schauen, dass ich irgendwie nach Santiago de Compostela kommen würde, um dort wenigstens noch einen schönen Abschluß zu haben. So hatte ich das mir ja nicht vergestellt, aber so wie es aussah, ging es wirklich nicht mehr weiter.
Der Himmel hatte sich auch verfinstert und es brach ein Gewitter über mich herein. Irgendwie nicht mein Tag heute. Aber zum Glück blieb ich unter den großen Bäumen doch relativ trocken. Und so schnell wie das Gewitter gekommen war, war es dann auch vorbei. Nur frisch war es geworden. Aber zu meinem Glück, so kurz nach 13Uhr kam die Betreiberin der Unterkunft, eine ältere Dame, die nur spanisch sprach. Aber irgendwie klappte die Konversation und bald darauf konnte ich in mein Zimmer. Ok, nichts besonderes, eisig kalt war es auch noch. Und ein sehr kleines Bad.
Zuerst hatte ich ja gehofft, evtl. zwei oder drei Nächte hier zu bleiben und mich zu erholen. Aber, nein! Hier nicht. Keine Bar, kein Restaurant in der Nähe, nicht gerade die beste Unterkunft. So schaute ich mal, wie ich von Celorio nach Santiago kommen könnte. Und, nachdem das Internet endlich funktionierte (die ältere Dame wußte zuerst das Passwort nicht und es gab dort sonst keinen Empfang) fand ich einen Taxiunternehmer, der mich am Sonntag nach Oviedo fuhr. Dann einen Bus von Oviedo nach Santiago gebucht. Dann nach einem Flug geschaut, der mich wieder nach Deutschland bringt. Auch das klappte. 3 Tage später bekam ich einen Flug. Und dann noch das Hotel Fonte de la Roche von 2019 kontaktiert, ob es noch ein Zimmer für mich geben würde. Und nachdem das auch geklappt hatte, war klar: Das war das Ende meiner Pilgerreise! Ein trauriges Ende! Aber es ging einfach nicht mehr.
Zuerst war ich natürlich extrem frustiert, dass ich aufgeben mußte. Aber nachdem das mit dem Aufenthalt in Santiago geklappt hatte, ging es eingermaßen. So duschte ich gemütlich, vesperte dann wieder einmal auf dem Zimmer und packte mich warm ein. Es war wirklich sehr kalt hier. Zum Glück sprang am Abend doch die Heizung an. Und so war es dann doch erträglich.
Fazit: nochmals schöne Aussichten auf das Meer, aber sonst wieder viel an der Strasse. Und so ein Ende tut dann halt doch weh. Noch ärger, als das Knie!
Tipp: gibt es zum Abschluß keinen. Heut war nichts besonders, auch die Unterkunft nicht so.
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