Tag 13


Datum: Dienstag, 07.Mai 2024
Strecke: von Mar nach Cobreces
Distanz: 24,2km  Gesamtstrecke: 329,6km
Gehzeit: 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr   ca. 7 Std.
Wetter: bewölkt, leichter Regen, sonnig und windig                                                  Allgemein: wirklich, heute alles auf der Srasse, kein Stück Feldweg.

Da muß man halt durch.....

Gegen 7:30 Uhr stand ich auf. Oder besser, ich quälte mich aus dem Bett. Die Schmerzen im Knie waren immer noch da. Es half nichts, heute mußte es eine Schmerztablette sein. Obwohl ich auf fast alle Schmerzmittel allergisch reagiere, pfiff ich mir heute eine Ibu rein. Zuätzlich zog ich meine Kniebandage an. Nach einem kleinen Frühstück startete ich so um 8Uhr zu meiner heutigen Etappe. War ich einmal in Tritt ging es so einigermaßen, aber das los laufen war immer nur unter Schmerzen möglich. Aber es half ja nichts....

Mar hatte ich gerade verlassen, da fing es auch schon an zu tröpfeln. Egal, weiter. Aber der Regen wurde stärker. Unter einem Baum, entlang der Ausfallstrasse, zog ich mir meinen Poncho über. Nach gut einem Kilometer überquert man die Eisenbahnlinie. Furchtbar! Ich kam kaum die Stufen hoch, na das kann ja was werden...

Dann war man auch schon in Requejada. Dort traf ich Luc, einen Franzosen. Mit ihm lief ich ein Stück. Die Verständigung war etwas schwierig, da Luc auf einem Ohr fast taub war und die Franzosen ja nicht deutsch reden. Trotzdem kamen wir gut mit einander klar. Mit ihm kam ich bald in den industriell geprägten Ort Barreda. Zuerst dachte ich, dass die Industrieanlage ein Kraftwerk wäre, aber als wir dann endlich von der viel befahrenen Hauptstrasse auf die Seitenstrasse nach Santilla del Mar abbiegen konnten, sah ich das Schild der Chemiefabrik Solvay. Und ja, jetzt roch es auch seeeehr Chemisch plötzlich. Auch wenn viele Pilger solche Industriegebiete als schrecklich empfinden, wecken sie doch immer wieder mein Interesse. Etwas Ablenkung ist doch in Ordnung.

Es hatte aufgehört zu regnen und so zog ich an einer Bushaltestelle, kurz bevor wir den Fluß Saja überquerten, meinen Poncho aus. Nach dem Fluß kam man schnell nach Viveda. Luc war ich zu langsam und so lief ich wieder alleine weiter. In Viveda gibt es anscheinend wieder zwei Varianten. Ich sah nur eine, und so lief ich an der Strasse weiter. Leicht ansteigend ging es für die nächstes gut 5km weiter, über den Ort Camplengo bis ins schöne Städtchen Santilla del Mar. 

Santilla del Mar hat sein mittelalterliches Ortsbild erhalten, viel Kopfsteinpflaster und schöne alte Gebäude. So ist dieser Ort auch ein Touristenmagnet, aber überlaufen kam er mir nicht vor. Hier kehrte ich in eine Bar ein und nahm mein zweites Frühstück zu mir. Auch hier wieder das gleiche Bild. Setzte ich mich nieder und stand auf etwas von der Bar zu holen: extreme Schmerzen im Knie. Nur humpelnd schaffte ich die wenigen Schritte. Es machte so langsam keinen Spaß mehr. Auch zog ich immer mehr Blicke auf mich, wenn ich knapsend so daher kam. Egal, es muß ja weiter gehn, zumindest für heute, für die nächsten 12km noch.🙈

Wie ich so die Bar verlasse, sehe ich plötzlich viele Menschen und ein Geschrei. Ah, Gaukler in altenGewändern spielen den Touristen eine mittelalterliche Szene vor. Ein Ritter bewacht zwei Burgfräuleins. Und da kann ich trotz meiner Schmerzen nicht anders. Mit meinem Pilgerstab versuche ich die Ladies zu befreien. Ein Lächeln der Anwesenden war mir gewiß, aber dann zog ich alleine weiter. Keine der edlen Junfern wollte mich begleiten.😂

Ich verlassse Santilla del Mar leicht ansteigend, bis zu einem Campingplatz und erreiche nach knapp 2km Arroyo. Von dort geht es bergauf und bergab weiter auf einer wenig befahrenen Landstrasse so 1,5km bis nach Orena und von dort bergauf nochmals einen Kilometer zur allein stehenden Kirche San Pedro. Schön liegt die Kirche da, aber leider verschlossen. Nach 200m lädt mich eine Bank am Strassenrand, mit Blick auf Caborredondo, zu einer weiteren Pause ein.Ein Schild sagt mir, noch 6km bis Cobreces. Also, weiter!

Kirche San Pedro
 

Caborredondo habe ich schnell erreicht und finde auch eine Bar. Dort mach ich wieder Pause, bei einer Clara, einem Cola und Snacks. Dann das Gleiche nochmal. Jetzt geht es wieder etwas besser. Es ist in der Zwischenzeit so 13:45Uhr. Auf, das letzte Stück schaff ich auch noch!


 Prompt geht es jetzt auch noch bergauf. Aber was soll´s? Nach 1,5km bin ich oben und nach weiteren knappen 2km erreiche ich, auf einer schmalen Asphaltpiste, wieder eine Bank, direkt an einem Bach und mache wieder eine kleine Pause. Mehr geht einfach nicht mehr am Stück!




  





Ich mache mich wieder auf den Weg und bald komme ich zu der freistehenden Kirche San Martin von Ciguenza. Leider auch wieder verschlossen. Schade. Nochmals geht es etwas bergauf, natürlich auf der Landstrasse, ehe ich nach gut 1,5km endlich nach Cobreces komme. Dort treffe ich 2 Pilger, die ich schon kenne. Sie geben mir aber zu verstehen, dass die einzige Bar im Ort geschlossen ist. Super! An einem leerstehenden Supermarkt komme ich auch vorbei. Na, das schaut ja nicht so toll aus. Jetzt mal schauen, wo meine gebuchte Unterkunft ist. Immer weiter folge ich der Strasse, plötzlich keine Häuser mehr,  hört da der Ort schon wieder auf? Komisch! Eigentlich sollte meine Unterkunft direkt an der Strasse liegen. Und zum Glück, als ich um die nächste Kurve biege, kommen doch wieder Häuser. Ein zwar kleiner, geschlossener Supermarkt, eher Tienda, ist das Erste was ich sehe. Und der sieht zumindest nicht verlassen aus. Und keine 200m weiter ist dann meine Unterkunft Posada Las Manantias, die ich gegen 15Uhr erreiche. Gott sei Dank!



Leider öffnet niemand auf mein klingeln. Super! Na, ja. Warte ich eben. Nach 15 Minuten tut sich immer noch nichts. Ich ruf mal an. Keiner nimmt ab. Ich laufe ums Gebäude rum. Ein Schiebetor ist da. Ich rufe laut. Hundegebell empfängt mich. Ein großer weißer Hund bellt mich an. Endlich kommt jemand aus einer Scheune. Und ja, es ist der Betreiber. Er läßt mich zur Haustüre rein, gibt mir erstmal was zu trinken, erledigt die Formalitäten und zeigt mir dann mein Zimmer. Es geht wieder aus dem Haus hinaus in einen schönen Innenhof und von dort, zum Glück, ebenerdig zu den einzelnen Zimmern. Im Hof kann man schön sitzen, was trinken und der große Hund gesellt sich auch zu mir, Hand zahm sozusagen. Wirklich ganz toll. Aber ich will nur in mein Zimmer. 





Ein wirklich großes, schönes Zimmer, natürlich mit Doppelbett und einem tollen Bad erwartet mich. Da hab ich es gut erwischt. Jetzt ist erstmal relaxen angesagt. Dann wird geduscht und schon sieht die Welt wieder besser aus, etwas besser. 

Dann mache ich mich auf den Weg zu dem kleinen Supermarkt. Und habe Glück, er ist auf. Ich frage mal, wie lange der Markt offen hat. Und erfahre noch 10 Minuten, weil dann muß der Betreiber zum Golf. Und heute macht er wohl nicht mehr auf. Da kauf ich doch mal vorsichtshalber etwas mehr als geplant. Wer weiß, ob ich ein geöffnetes Restaurant hier überhaupt finde. Cola, Wasser, Bier, Käse, Speck, Brot und Obst wandern in 2 Tüten. Egal, Hauptsache ich hab schon mal alles. Dann kann kommen was will. Die Einkäufe bringe ich zu meiner Unterkunft zurück. Der Hund begrüßt mich freundlich, wir kennen uns ja schon. Dann laufe ich in die andere Richtung, vielleicht gibt es da ein Restaurant oder ne Bar. Zumindest gibt es neben meiner Unterkunft ne Kirche, die Kirche San Pedro, die weithin sichtbar ist. Schön liegt sie jetzt da, im Sonnenlicht. Leider auch wieder verschlossen. Also heute hab ich kein Glück mit den Kirchen, alle zu!



 



Ich folge der bergab führenden Ortsstrasse und komme am ehemaligen Internat und dann am Zisterzienserkloster Santa Maria vorbei. Anscheinend hätte man hier auch übernachten können.

 

Ich folge weiter der Strasse, finde aber wieder nur ein geschlossenes Restaurant, jedoch nochmals einen kleinen Tienda. Dort kaufe ich nochmals Lebensmittel ein und natürlich Süßigkeiten.  Dafür hatte ich die letzten Tage keine Gelegenheit, so schlage ich heute kräftig zu. Dann laufe ich wieder zurück zur Unterkunft, werde vom Wachhund wieder herein gelassen und genieße noch die letzten Sonnenstrahlen in dem herrlichen Innenhof. 

Dann gehe ich in mein Zimmer, vespere ordenlich, ich hab ja genug ein gekauft. Dann schreibe ich Tagebuch und später schaue ich mir noch das Champions League Spiel Borussia Dortmund gegen Paris Saint Germain an. Ich genieße meine Süßigkeiten und sehe einen Dortmunder Sieg, der die Borussen in das Finale bringt. Dann lege ich mich schlafen und schlafe verhältnismäßig gut.

Fazit: das Beste heute war das Wetter ab dem späten Vormittag. Klar, ich mit Schmerzen sehe gerade nicht viel Positves, aber nur auf Aspalt, dass muß dann wirklich auch nicht sein. Cobreces mit der tollen Kirche San Pedro und das Kloster ist wirklich schön.

Tipp: evtl. im Kloster übernachten, hat bestimmt auch etwas. Für mich war die Unterkunft Posadas Las Manantias perfekt. Sauber, geräumig, sehr netter, freundlicher Betreiber. Kann ich empfehlen!

 

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